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Jahrestagung von add | hhu
Nachlese zu add & profession 2019

Am Mittwoch, dem 26. Juni 2019, fand die zweite Jahrestagung "add & profession" statt. Im Mittelpunkt stand die zweite Düsseldorfer Schmalenbach-Lecture von Guido Kerkhoff (CEO thyssenkrupp) zum Oberthema "Brexit, Trump und globale Giganten: Wie gehen Unternehmen mit dem neuen Normal der politischen Realitäten um?"

Impressionen von add & profession 2019

Am Mittwoch, dem 26. Juni 2019, trafen sich Studierende und Praktiker, dem tollen Sommerwetter zum Trotz, zu add & profession, der zweiten Jahrestagung des Studienschwerpunktes add | hhu mit dem Oberthema:

Brexit, Trump und globale Giganten:
Wie gehen Unternehmen mit dem neuen Normal der politischen Realitäten um?

Entscheidungen unter Unsicherheit gehören zu einem der klassischen Themenfelder der Betriebswirtschaftslehre. Dennoch wird die aktuelle Situation häufig als besonders komplex bezeichnet. Begründet liegt dies im Zusammenspiel aus rasantem technologischem Wandel (digitale Transformation), dem damit verbundenen Aufkommen neuer (digitaler) Geschäftsmodelle, der Bedeutungszuwachs der maßgeblichen Unternehmen (z.B. Google, Facebook), gepaart mit noch vor einigen Jahren undenkbaren und auch heute schwer abschätzbaren politischen Veränderungen (Brexit, Trump, Populismus). Die Auswirkungen auf die unternehmerische Praxis wurden im Rahmen der Jahrestagung thematisiert.

Die Veranstaltung gliederte sich in zwei Teile. Im ersten Teil, der zweiten Düsseldorfer Schmalenbach-Lecture der undefinedSchmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V., zum Thema

Protektionismus, Populismus und Ablehnung supranationaler Institutionen
– Reflexionen aus einem multinationalen Unternehmen

umriss undefinedGuido Kerkhoff (CEO der thyssenkrupp AG) die Herausforderungen, die sich aus einem zunehmend internationalen, dynamisch-komplexen Umfeld für die Steuerung eines multinationalen Konzerns ergeben. Anhand einiger Beispiele aus der Stahlindustrie veranschaulichte Herr Kerkhoff, welchen Herausforderungen und Problemen sich Unternehmen, aber auch der europäische Gesetzgeber und die angegliederten Regulierungsbehörden (z.B. Wettbewerbsaufsicht) in einem zunehmend globalisierten Umfeld gegenübersehen. Im Mittelpunkt sollte aber nach Auffassung von Herrn Kerkhoff die Schaffung eines "level playing field" für alle Beteiligten stehen. Subjektiv empfundene Ungleichbehandlung leistet dem Vertrauensverlust in supranationale Insitutionen vorschub. Vor diesem Hintergrund diskutierte Herr Kerkhoff die neue Rolle von Unternehmen und Managern, die sich aus dem zunehmenden Vertrauens- und Bedeutungsverlust traditioneller Insitutionen, die moralische Leitlinien geben (z.B. Kirchen, Parteien), ergeben. Unternehmensinterne Werte sowie das Auftreten des Unternehmens als politischer Akteur gewinnen zunehmend an Bedeutung. 

Den zweiten Teil eröffnete undefinedJun.-Prof. Dr. Marcus Bravidor mit einem Impulsvortrag zum Thema

Auf das Ungewisse schließe vom Gewissen
– Was Forschung zu politischer Unsicherheit sagt.

Hier wurde schlaglichtartig die Entwicklung politischer Unsicherheit auf globaler Ebene und insbesondere bei deutschen Unternehmen analysiert. Zwar zeigt sich in den letzten Jahren ein Anstieg der politischen Unsicherheit (bzw. ein Rückgang der politischen Stabilität), allerdings stabilisierte sich die Entwicklung auf globaler Ebene zuletzt. Deutsche Unternehmen berichten jedoch in deutlich ansteigendem Maße über diese Themen. Standen dabei anfangs noch die Ukraine- und Staatsschuldenkrise im Fokus, hat sich dies in jüngerer Zeit vor allem auf den Brexit und Migration verlagert. Derartige Entwicklungen sind bedeutsam, da die empirischen Erkenntnisse auf eine Verringerung der Investitionstätigkeit in Zeiten politischer Unsicherheit hindeuten.

Im Anschluss folgte eine Podiumsdiskussion zum Thema

Strategische Verwirbelungen durch Brexit & Co.:
Konsequenzen für Controlling, Rechnungswesen und Steuerpolitik.

Unter der Moderation von undefinedProf. Dr. Guido Förster diskutierten undefinedWP StB Prof. Dr. Heike Wieland-Blöse (Warth & Klein Grant Thornton), undefinedStB Dr. Jan Becker (PwC) und Guido Kerkhoff (thyssenkrupp) über den Umgang mit zunehmender Unsicherheit. Dabei zeigte sich, dass die Digitalisierung einen wesentlichen Anteil am Umgang mit Unsicherheit hat. Insbesondere die Automatisierung bei Forecasts und Szenarioanalysen ist wichtig und praktisch schon weit verbreitet. Dennoch bleiben Menschen für die Interpretation der Ergebnisse und insbesondere für den Umgang mit "schwarzen Schwänen", also unvorherbaren Ereignissen (Trump, Disruption) von großer Bedeutung. Auch bleibt es Aufgabe von Wissenschaft und Praxis, die Gültigkeit bestehender Credos zu hinterfragen (z.B. das Konzept der ewigen Rente in der Unternehmensbewertung) und ggf. besser passende Ansätze zu adaptieren bzw. fortzuentwickeln. Dennoch ist auch die Politik gefordert, z.B. über die steuerlichen Rahmenbedingungen dafür zu sorgen, dass Unternehmen sich in einem wettbewerbsfähigen Umfeld bewegen. Aktuelle Entwicklungen, wie z.B. der BEPS-Aktionsplan der OECD oder die Zölle als Ausfluss von Handelskriegen, können hier zu Verzerrungen und ernsthaften realwirtschaftlichen Konsequenzen führen.

Wir bedanken uns bei allen Gästen und insbesondere Guido Kerkhoff als Keynote Speaker, den Teilnehmern der Podiumsdiskussion sowie den Grußredern undefinedDr. Maria Engels (Schmalenbach-Gesellschaft), undefinedProf. Dr. Barbara E. Weißenberger und undefinedProf. Dr. Stefan Süß (Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät) für eine gleichsam konzentrierte wie unterhaltsame Atmosphäre. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung im folgenden Jahr!

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Kategorie/n: WiWi Wirtschaftspruefung, WiWi_ADD, WiWi_ADD_Newsletter
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